An der Nordwestküste der Insel Mallorca, inmitten der Berge der eindrucksvollen Serra de Tramuntana befindet sich der Torrent de Pareis. Der Sturzbach fließt durch eine tiefe Schlucht, überwindet einen Höhenunterschied von 180 Metern und mündet schließlich an der Bucht von Sa Calobra ins Mittelmeer. Während der Sommermonate ist sein Flussbett völlig ausgetrocknet und ein beliebtes Ziel für spektakuläre Wanderungen durch diese besondere Naturlandschaft in der Schlucht. Die Schlucht wurde im Jahr 2003 zum Naturdenkmal erklärt, weshalb sich ihre Besucher an besonders strenge Regeln halten müssen. Untersagt sind jegliche Aktivitäten, die nicht mit dem Schutz des Naturraums vereinbar sind.
Die touristische Erschließung des Torrent de Pareis hatte ihren Anfang mit dem Bau der Straße zur Cala de sa Calobra im Jahr 1935. Am Ende der 12,5 Kilometer langen und von wilden Serpentinen geprägten Zufahrtsstraße siedelten sich über die Jahre zahlreiche Gaststätten an. Der kleine Strand Platja de Torrent de Pareis zieht Touristen wie magisch an, obwohl er lediglich aus Kies und Geröll besteht, steil ins Meer abfällt und überdies noch recht schattig ist. Von den kostenpflichtigen Parkplätzen am Strand führt ein in den Uferfelsen gehauener Weg in die Schlucht.
So manchem Besucher dürfte bereits die Autofahrt über die wilden Serpentinen bis Cala de sa Calobra als Abenteuer ausreichen. Doch die anspruchsvolle Wanderstrecke durch die Schlucht lockt jährlich viele Freizeitsportler in die Gegend. Viele Reiseunternehmen bieten deshalb bereits Bus- oder Schiffsausflüge zur Schlucht an. Wer den gesamten Verlauf des Torrent de Pareis erkunden möchte, startet in Escorca und endet in Sa Calobra, eine Rundwanderung ist nicht möglich. Unabhängig von einem geführten Ausflug ist also eine Lösung mit zwei Autos erforderlich. Alternativ verkehrt während der Hauptsaison von April bis Oktober ein Linienbus zwischen Sa Calobra und Escorca.
Der Abstieg in die Schlucht sollte keinesfalls unterschätzt werden und ist ausschließlich für geübte Wanderer geeignet. Eine professionelle Ausrüstung und Klettererfahrung sind für die Tour unverzichtbar, die in Wanderführern als eine der anspruchsvollsten auf der Insel geführt wird. Während das Flussbett innerhalb der Sommermonat für gewöhnlich ausgetrocknet ist, können Regen und bereits leichte Niederschläge die Strecke erschweren, denn Wasseransammlungen und glitschiges Gestein machen den Abstieg gefährlich. Außerdem ist in Ausnahmefällen mit nassen Füßen zu rechnen. Aufgrund großer Hindernisse im Flussbett ist die Wanderung für Kinder und ältere Menschen nicht geeignet, denn mehrere Stellen sind ausschließlich mit Hilfe von Seilen zu überwinden. Außerdem ist ein Abbruch der Wanderung nicht möglich.
Tipp der Redaktion: Während der Sommermonate staut sich ab Mittag die Hitze in der Schlucht. Starten Sie Ihren Tagesausflug also besser mit dem Sonnenaufgang, um die Hitzebelastung zu vermeiden. Zur notwendigen Ausrüstung zählen neben festem Schuhwerk auch ein mindestens 5 Meter langes Seil. Führen Sie zudem ausreichend Wasser und Proviant mit sich! Am frühen Morgen haben die Restaurants noch nicht geöffnet und die nächste Möglichkeit zur Einkehr bietet sich erst am Ende des Ausflugs in Sa Calobra.
Die Wanderung beginnt in Escorca. Direkt neben einer kleinen Kapelle führt ein schmaler Pfad hinab zum Meer. Nach etwa 500 Metern Fußweg gelangt man zum Abhang am Torrent de Pareis, von wo aus sich ein eindrucksvolles Panorama auf den Lauf des Flussbetts und das Meer in der Ferne, das Ziel der Wanderung, eröffnet. Der etwa halbstündige Abstieg hinunter zum Torrent de Pareis führt über Felsen und durch dichtes Gras. Hier ist etwas Vorsicht geboten, denn hier und da verstecken sich Dornenbüsche, die Schnittwunden an ungeschützten Beinen verursachen können.
Der erste Abschnitt der Wanderung führt zunächst durch einen Teil des ausgetrockneten Flussbetts des Torrent de Lluc. Zu beiden Seiten türmen sich die hohen Felswände auf und schon nach wenigen Metern blockieren imposante Gesteinsbrocken den Weg. Einige Gehminuten später trifft der Torrent de Lluc auf den Torrent de Gog Blau. An dieser Stelle vereinigen sich die beiden Sturzbäche zum Torrent de Pareis. Abenteuerlustige können einen kurzen Abstecher in das Flussbett des Torrent de Gog Blau wagen. Dieses verengt sich schon nach einigen Schritten auf wenige Meter Breite und bald umhüllt Dunkelheit die Wanderer, denn kaum ein Lichtstrahl schafft es durch die engen Felsschlitze der Schlucht.
Im Flussbett des Torrent de Pareis nehmen sowohl das Gefälle als auch der Schwierigkeitsgrad der Strecke erheblich zu. Über die Jahre hat das Wasser die Felsen glatt gewaschen, was den abschüssigen Weg erschwert. An einigen Stellen wurde das Gestein mit Pickeln bearbeitet, um den Wanderern etwas Halt zu bieten. Kleine Steinmännchen markieren die sichersten Wege über die Felsbrocken. Daneben finden sich auch immer wieder Befestigungsmöglichkeiten für Seile, um grobe Hindernisse überwinden zu können. Mit der Zeit wird die Schlucht stetig schmaler, erst kurz vor der Mündung ins Meer weitet sich der Weg wieder. Hier sind auch die Wasserbecken, in denen sich Regenwasser sammelt, deutlich größer. An manchen Tagen sind nasse Füße auf den letzten Metern nicht zu vermeiden. Am Ende des Weges erwartet die Wanderer ein kleiner Schock: Sie treten aus der Stille der menschenleeren Schlucht auf den mit hunderten Badebesuchern bevölkerten Kiesstrand.
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